Meisensterben NABU ruft zur Meldung auf

gesunde Blaumeise Archivbild ( Jacobs)
gesunde Blaumeise Archivbild ( Jacobs)

Das rätselhafte Meisensterben scheint auch Oberberg erreicht zu haben. „Aus Nümbrecht erreichen uns die ersten Meldungen über merkwürdiges Verhalten der Blaumeisen. Meistens einhergehend mit Aufplustern des Gefieders und scheinbarer Luftnot“ berichtet Uwe Hoffmann von der NABU Geschäftsstelle.

 

Seit März werden aus vielen Gärten Blaumeisen gemeldet, die krank wirken und schnell sterben. Bitte helfen Sie mit, herauszufinden, was los ist! Melden Sie Fälle über das Online-Formular und reichen Sie, wenn möglich, Blaumeisen-Opfer zur Untersuchung ein.

 

Symptome:

Die erkrankten Vögel werden meist in der Umgebung von Futterstellen in Gärten beobachtet und fallen dadurch auf, dass sie nicht mehr auf ihre Umwelt reagieren. Es wurde beobachtet, dass Blaumeisen, die kurz darauf starben, apathisch und aufgeplustert auf dem Boden saßen und keine Fluchtversuche bei sich nähernden Menschen unternahmen.

Weitere mutmaßliche Symptome der Krankheit sind, dass die Vögel wirken, als hätten sie Atemprobleme, Teile des Kopfgefieders sind ausgefallen, die Augen wirken verklebt. Sie nehmen kein Futter mehr auf oder können anscheinend nicht mehr schlucken. Manche Meisen wirken, als hätten sie unstillbaren Durst.

"Bei Auftreten dieser Erscheinungen raten wir dringend die Fütterung einzustellen um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden" erläutert Dietmar Hartmann den Rat des NABU - Oberberg.

 

Derzeit grassiert eine bis jetzt unbekannte und scheinbar ansteckende Krankheit in der Vogelwelt, vor allem Blaumeisen scheinen betroffen zu sein. Ab 11. März 2020 wurden erste Fälle aus Rheinhessen in Rheinland-Pfalz und den angrenzenden Regionen am Mittelrhein in Hessen bekannt, später folgten Hinweise bis nach Thüringen. Um die Ausbreitung dieses neuen Phänomens und seine Auswirkungen auf Vögel zu erfassen und zu bewerten, bittet der NABU um die Meldung kranker oder toter Blaumeisen und das Einsenden von Proben zur Untersuchung.

 

Über Ostern sind beim NABU bereits deutlich über 8.000 Fälle toter und kranker Blaumeisen gemeldet worden. Nur selten wurde über ähnliche Symptome auch von anderen Arten wie Kohlmeisen, Rotkehlchen oder Haussperlingen berichtet. Die Meldungen deuten auf eine Konzentration im Dreiländereck zwischen Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen hin sowie im nördlichen Nordrhein-Westfalen und Teilen Niedersachsens).

Labordiagnosen zum Auslöser stehen noch aus. Einige Eigenschaften der Krankheitswelle würden jedoch gut zu einer für Menschen ungefährlichen bakteriellen Infektion passen, die in der Vergangenheit vor allem in Großbritannien zu Lungenentzündungen bei Meisenarten geführt hat und seit 2018 in geringem Ausmaß auch aus Deutschland bekannt ist. Wir werden darüber informieren, sobald sich dieser Verdacht bestätigt oder widerlegt werden kann.

Die beobachteten Symptome und die gehäuft gefundenen Blaumeisen – oft werden bis zu fünf tote Meisen aus einem Garten gemeldet – lassen vermuten, dass es sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit handelt. Leider wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts über die Krankheit oder den Erreger.

 

Auffällige Beobachtungen bitte melden

 

Helfen Sie uns, die Ausbreitung dieser neuartigen Krankheit bei Blaumeisen nachzuvollziehen, indem Sie uns Beobachtungen über das Meldeformular auf einer eigens eingerichteten Seite zukommen lassen. Über dieses Formular sollten Sie melden, wenn Sie kranke oder vermutlich an einer Krankheit gestorbene Blaumeisen in Ihrer Umgebung feststellen. Bitte machen Sie dabei möglichst genaue Angaben zu Fundort, Funddatum und den näheren Fundumständen und zu den Symptomen der Vögel. Der NABU sammelt alle Daten, wertet sie aus und stellt sie weiteren Wissenschaftlern zur Verfügung. Diese einfache Methode hilft uns, das Ausbruchsgeschehen zu verfolgen, geografisch zuzuordnen und mögliche Ursachen und Auswirkungen zu identifizieren.

Weitere Infos und was Sie tun können um zu helfen finden Sie hier

 

Das können Sie tun!

Bitte unterstützen Sie die wissenschaftliche Untersuchung toter Vögel durch das Einreichen oder Einsenden toter Vögel. Die Vögel sollten baldmöglichst eingesammelt und entweder tiefgefroren oder frischtot eingeschickt werden. Bitte beachten Sie dazu folgende Punkte:

  • Da die Ursache des Blaumeisensterbens bisher unbekannt ist, kann eine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgehen. Zum Hantieren mit toten Vögeln wird grundsätzlich das Verwenden von Handschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte sowie eine anschließende Händereinigung empfohlen.
  • Tote Vögel sollten nach vorheriger Rücksprache direkt an das zuständige Kreisveterinäramt abgegeben werden. Nur wenn dies nicht möglich ist, können sie auch direkt an das BNI in Hamburg versandt werden.
  • Sorgen Sie bitte für einen zügigen Versand und eine sichere Verpackung! Idealerweise sollten die Vögel mit einem Tiefkühlakku versehen, gut gepolstert und wasserdicht verpackt versendet werden. In den Sommermonaten ist eine Isolation mit Styropor sinnvoll.
  • Es empfiehlt sich besonders vor Wochenenden die Einsendung mit dem BNI oder den Untersuchungsämtern vorab telefonisch abzustimmen.
  • Ist ein sofortiger Versand nicht möglich, müssen die Vögel bis zum Versand gut verpackt tiefgefroren aufbewahrt werden.
  • Einsender sollten auf der Verpackung den Schriftzug „Freigestellte veterinärmedizinische Probe“ anbringen. Um die Proben unter den ebenfalls eingesandten Usutu-Verdachstfällen (meist Amseln) priorisieren zu können, ergänzen Sie bitte das Stichwort „Blaumeise“.
  • Fügen Sie Ihrer Sendung genaue Informationen zum Absender sowie zu Fundort (mit PLZ) und Funddatum bei.
  • Leider können keine Versand- und andere Unkosten erstattet werden. Wie zahlreiche Mitmenschen unterstützen Sie mit ihrer Zuarbeit jedoch die Erforschung des Blaumeisensterbens tatkräftig!
  •  Die Untersuchung der eingesandten Vögel wird kostenlos vorgenommen, und selbstverständlich erhält jeder Einsender vom BNI eine Rückmeldung über das Resultat der virologischen Untersuchung. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Untersuchungen insbesondere bei einem noch unbekannten Erreger lange dauern können und auch nicht alle Proben sofort bearbeitet werden können und daher die individuelle Rückmeldung unter Umständen erst zu einem späteren Zeitpunkt des Jahres erfolgen kann.

Untersuchungsstelle für Vogel-Viren:

Dr. Jonas Schmidt-Chanasit
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
Tel. 040-42818-862, Fax 040-42818-941
luehken@bnitm.de