Infos zu unserer Bergischen Gartenarche finden Sie unterhalb in dieser Rubrik.
Den Internetauftritt der Bergischen Gartenarche finden SIe unter https://www.bergische-gartenarche.de/
Omas Gartenschätze
Übern Zaun gereicht und an die Nachbarn weiter gegeben wurden früher Ableger und Saatgut aus dem eigenen Garten. Mit der Zeit haben sich dabei viele regionale Varianten unserer bekannten Gemüsesorten und Bauerngartenblumen herausgebildet. Bis vor rund 40 Jahren waren die lokalen Gartenschätze noch weit verbreitet. Heute sind sie sehr selten geworden. Mit dem Verschwinden der alten Gärten begann ihr langsames Aussterben.
Saatgut selbst vermehren war in früheren Jahren eine Selbstverständlichkeit. Auf diese Weise wurden einige Bohnen-, Erbsen- oder Meldesorten über viele Generationen in einer Familie weitergegeben und sorgfältig aufbewahrt. Erst mit dem Aufkommen großer Saatgutzuchtbetriebe wurde es üblich, Saatgut in Portionen abgepackt zu kaufen.
"Omas Gartenschätze" haben überlebt! In vielen Dörfern wurde das überlieferte Gemüse-Saatgut, trotz verlockender Neuheiten, wie eine Kostbarkeit gehütet und ist dadurch bis heute erhalten geblieben. Und auch die Tradition, Pflanzen an Nachbarn weiterzugeben und zu tauschen hat sich bis heute erhalten. Dadurch ist so manche alte Pflanze im Laufe der Zeit ein selbstverständlicher Teil des Gartens oder des Dorfes geworden, die man kennt, so lange man denken kann. Diese Pflanzen sind es, die der Arbeitskreis Bergische Gartenarche sucht und erhalten möchte! Das können Stauden sein, Blumenzwiebeln, Sträucher und natürlich auch Gemüsesorten oder Blumen, die jedes Jahr wieder ausgesät werden.
Gesetze regeln heute Zucht und Vertrieb von Saatgut. Da der Erwerb der Lizenzrechte für die Zulassung neuer Sorten sehr kostspielig ist, wird der Markt von wenigen großen Saatgutherstellern beherrscht. Die Vielfalt der altbewährten Lokalsorten wird durch wenige Neuzüchtungen ersetzt und geht unwiederbringlich verloren. Die Erhaltung alter Sorten, die keine Zulassung mehr haben, ist im Gesetz nicht vorgesehen - im Gegenteil:
Der Handel mit Saatgut alter Sorten ist nicht erlaubt. Es darf jedoch immer noch wie früher von Hand zu Hand weitergereicht oder getauscht werden. Auch darf man die Ernte für den Verzehr verkaufen.
Für die Erhaltung und Verbreitung „alter Sorten“ setzen sich überregional bereits seit vielen Jahren engagierte Vereine, Initiativen, private Samenarchive, kleinere Gärtnereien und Saatgutbetriebe ein.
Was ist das Besondere an den alten Landsorten?
Wenn Gemüse- und Zierpflanzen über Generationen in einer Gegend angebaut und vermehrt werden, passen sie sich dort an Klima und Boden an. Auf diese Weise haben auch unsere "Bergischen" Sorten ihr eigenes Erbgut mit seinen individuellen Eigenschaften entwickelt. Sie gedeihen gut im rauen Bergischen Klima und sind gegen Schädlinge und Krankheiten weniger anfällig. Vor Schnecken, Wühlmäusen und "neuzeitlichen" Schädlingen müssen jedoch auch sie geschützt werden.
Als lebendiges Kulturerbe des Bergischen Landes sind sie für uns sehr wertvoll, und ihre Vielfalt und Schönheit ist eine Bereicherung in Garten und Küche. Die alten Gemüsesorten sind nicht nur wohlschmeckend sondern tragen auch zu einem abwechslungsreichen Speiseplan bei. Viele Sorten reifen erst nach und nach, so dass man über einen längeren Zeitraum immer wieder ernten kann.
Die Blumen des Bauerngartens bieten unseren heimischen Schmetterlingen und Bienen reiche Nahrung. Auch uns Menschen zieht die Vielfalt der Farben, Formen und Wohlgerüche in ihren Bann und weckt Kindheitserinnerungen an „Omas Garten“!
Wir sollten es nicht versäumen, unser wertvolles „grünes Erbe“ vor dem Untergang zu bewahren.
Deshalb möchte die Bergische Gartenarche die Vielfalt der traditionellen Gärten erhalten und diese Pflanzen wieder stärker im Bergischen Land verbreiten. Unterstützt wird sie dabei von einem Netzwerk interessierter Gartenfreunde.
Erste Erfolge hat die Bergische Gartenarche seit ihrer Gründung im Jahre 2001 bereits zu verzeichnen. So konnten zum Beispiel einige herrlich blühende Duftrosen aus alten Gärten zwischen Morsbach und Radevormwald gerettet werden, von denen einige nur Dank ihrer starken Widerstandskraft mehrere Jahrzehnte fast ohne Pflege überlebt haben. Glücklicherweise werden sie nun durch ihre Paten wieder gut betreut und vermehrt.
Andere „Gartenschätze“ werden schon seit Generationen in der Familie weiter gegeben. Ein Beispiel dafür ist der „Engkohl“, eine lokale, glattblättrige Grünkohlsorte, die früher aus Platzmangel am Rand eines abgeernteten Beetes gepflanzt wurde. Seine Geschichte lässt sich mehr als 100 Jahre zurück verfolgen.
Seit 2001 wurden der Bergischen Gartenarche nahezu 350 Gartenschätze von Gartenfreunden angeboten und zur Verfügung gestellt.
Einige davon kamen erst vor wenigen Jahren auf recht verschlungenen Wegen in den Garten des jetzigen Besitzers. Ihre Geschichte im Dorf ließ sich aber über viele Jahrzehnte zurück verfolgen.
Die Pflanzen wurden im Laufe der Jahre vielfach in neue Paten-Gärten weitergereicht, um so ihren Fortbestand nachhaltig zu sichern.
Wie können Sie mithelfen?
Melden Sie uns alte Gemüsesorten oder Zierpflanzen, deren Saatgut oder Ableger wir an engagierte Paten weiter vermitteln.
Werden sie „Pate“ über einzelne Pflanzen. Nehmen Sie Omas Gartenschätze in ihre Obhut, vermehren sie diese, erfreuen Sie sich daran und tragen Sie zum Erhalt der alten Sorten bei.
Wir möchten Ihnen außerdem einen Besuch unserer Freunde im Bücherdorf Müllenbach ans Herz legen – auch dort will man alte Dinge bewahren und deren Wert hervorheben.