Hornissen

hier ein Video in dem Felix Macht, Leiter des Arbeitskreis Wildbienen und Hornissen Wissenswertes erläutert.

Felix Macht, Leiter des Arbeitskreises füttert eine Hornissenarbeiterin (hu)
Felix Macht, Leiter des Arbeitskreises füttert eine Hornissenarbeiterin (hu)

Hornissen gehören zur Familie der sozialen Faltenwespen.

Soziale Faltenwespen haben zwei Flügelpaare, die ineinander verhakt sind. In Ruhestellung sieht der Flügel wie zusammengefaltet aus. 

Hornissen bilden Völker von 100 bis 700 Tieren. Das Hornissenvolk lebt nur ein Jahr und wird im Frühjahr von nur einer Hornisse, der Königin, gegründet. Nur diese überwintert an möglichst frostgeschützten Stellen, um sich im Frühjahr, ab ca. Anfang Mai, einen geeigneten Nistplatz zu suchen und mit der Nestgründung zu beginnen. 

Der natürliche Lebensraum der Hornisse ist der Wald. Sie nistet vorzugsweise in alten Bäumen mit Hohlräumen. Leider sind derartige Nistplätze rar gesät, und so ist die Hornisse gezwungen in den Lebensraum der Menschen einzudringen und künstliche Hohlräume zu besiedeln.

Kasten am Haus nach erfolgreicher Umsiedlung, gut angenommen (a.lei)
Kasten am Haus nach erfolgreicher Umsiedlung, gut angenommen (a.lei)

 Ist die Wohnung zu klein, zieht die Hornisse um...

Immer wieder kommt es vor, das die Nestgründung in zu kleinen Hohlräumen erfolgte. Mit wachsender Volksstärke benötigen die Hornissen mehr Platz und suchen sich einen neuen geeigneten Ort um eine „Filiale“ zu gründen. Dort beginnen zunächst einige Arbeiterinnen mit dem Bau eines neuen Nestes. Nach und nach ziehen alle Arbeiterinnen und auch die Königin zum neuen Standort um, dabei wird die Brut des alten Nestes nicht vernachlässigt. Für eine gewisse Zeit herrscht ein reger wechselseitiger Flugverkehr zwischen altem und neuem Nest. Nach ca. vier Wochen ist der Umzug abgeschlossen und das alte Nest ist ausgestorben.

 

Da bei der Filialgründung ja bereits Arbeiterinnen vorhanden sind, entsteht in kürzester Zeit am neuen Nistplatz ein großes Nest und so mancher Urlauber entdeckt nach dem Urlaub im Garten, Schuppen oder am Haus eine Überraschung.

 

 

friedliche Hornisse auf der Hand (a.lei)
friedliche Hornisse auf der Hand (a.lei)

Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd

 und drei einen Menschen ? ? ?

 

Jeder kennt diesen Spruch. Dieser Irrglaube hat fast zur Ausrottung dieser nützlichen und schönen Insekten, auch die Falken unter den Insekten genannt, geführt. Unbestritten ist ein Hornissenstich schmerzhaft, doch das Gift einer Honigbiene z.B. ist stärker als das Gift eines Hornissenstiches.

Wer weiß schon, dass ein Hornissenvolk bis zu 500 g (!) Insekten wie Fliegen, Mücken, auch Wespen, pro Tag zur Aufzucht seiner Brut fängt. Kaum jemand weiß, das erwachsene Hornissen sich nur von Baumsäften ernähren (Futterbäume sind z.B. Eichen, Birken, Weiden, Erlen u. Eschen, auch Flieder. Auch von Fallobst wird gerne genascht.) und dass sie sehr friedfertig bis scheu sind. Ärgerlich werden sie nur, wenn sie ihren Nistplatz bedroht sehen oder wenn nach ihnen geschlagen wird. Sie interessieren sich auch nicht für den gedeckten Kaffeetisch oder das Eis in der Hand.

 

Heute sind Hornissen streng geschützt und stehen auf der Liste der bedrohten Arten. Ein Volk darf nicht vernichtet werden, eine evtl. Umsiedlung muß bei der Naturschutzbehörde/Kreisverwaltung beantragt werden. Die Umsiedlung darf nur von fachkundigen Umsiedlern in Absprache mit der Naturschutzbehörde vorgenommen werden.

 

 

Können Hornissen in Menschennähe toleriert werden?

Die Antwort lautet eindeutig JA !! 

Eine Umsiedlung eines Hornissenvolkes bedeutet immer auch einen großen Eingriff in dessen Lebenszyklus. Nicht immer ist eine Umsiedlung von Erfolg gekrönt und das Volk geht zugrunde. In Anbetracht der Tatsache, dass Hornissen vom Aussterben bedroht sind und daher streng geschützt sind, muß eine Umsiedlung also immer die Ausnahme bleiben.

Einfache Verhaltensregeln ermöglichen ein Zusammenleben von Mensch und Hornisse, welches der Mensch für einen Sommer durchaus in Kauf nehmen kann:

 

 

  • Den unmittelbaren Nestbereich frei halten.
  • Nicht in die Flugbahn stellen.
  • Erschütterungen vermeiden.
  • Die Tiere nicht anpusten.
  • Ruhige Bewegungen in Nestnähe.
  • Nicht nach den Tieren schlagen.
  • Fliegengitter vor den Fenstern anbringen.

 

An regelmäßige Aktivitäten können sich Hornissen sogar gewöhnen. Der vorher abgebildete Nistkasten z.B. hängt direkt neben einem Wohnzimmerfenster, die Futtergabe kann nach einigen Tagen ohne Handschutz mit ruhigen Bewegungen erfolgen und die Tiere fühlen sich nicht gestört.

Der Weg unterhalb des Kastens kann ohne Probleme begangen werden. Fliegengitter vor den Fenstern verhindern, dass die nachtaktiven Jäger ins Licht, also ins Haus, fliegen.  

 

Hornissen, die ständig massiv gestört werden, sind gereizt und reagieren entsprechend. Dadurch kann es zu Angriffen kommen, die leider oft hochgeschaukelt veröffentlicht werden. Hornissen unterscheiden nicht zwischen dem böswilligen Störenfried und dem harmlosen Wanderer.

 

Wie können wir dieser bedrohten Tierart helfen?

Hornissen sind friedfertig und überaus nützlich und so mancher Zeitgenosse wäre froh, wenn sich diese faszinierenden Tiere in der Nähe niederließen.

 

Helfen können wir, indem wir nicht jeden alten oder abgestorbenen Baum gleich abholzen, sodaß natürliche Lebensräume entstehen.

 

Die Tolerierung von Nestern in der Nähe bietet spannende Beobachtungsmöglichkeiten, z.B. können Hornissen bei der Jagd bewundert werden und im Spätsommer/Herbst läßt sich so manche Hornissenhochzeit beobachten.

 

Eine Schnellhilfe ist mit dem Aufhängen eines entsprechenden Hornissenkastens möglich. Diese können käuflich erworben oder selbst gebaut werden.

 

Rat und Hilfe

Rat und Hilfe bietet der NABU Arbeitskreis Hautflüglerschutz im Oberbergischen Kreis an. In diesem Arbeitskreis haben sich fachkundige Umsiedler und Berater zusammengefunden, um unbegründete Ängste und Befürchtungen abzubauen und um tatkräftige Unterstützung zu bieten.

 

Die einzelnen Berater und Umsiedler sind über den NABU Oberberg in , über die Kreisverwaltung Gummersbach und über die NABU Internetseite erreichbar.

 

© Angelika Leistikow