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„Wohnstube“ für Stichling, Teichmuschel und Quelljungfer aufgewertet

Die Teichanlage nach der Renaturierung (cbuchen)
Die Teichanlage nach der Renaturierung (cbuchen)

Ehemalige Fischteiche im Hummenbachtal erfolgreich renaturiert

Morsbach.

Mit Mitteln aus dem „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)“ konnten kürzlich drei hintereinander liegende ehemalige Fischteiche im Hummenbachtal bei Lichtenberg in naturnahe Amphibien-Laichgewässer umgestaltet werden. Eine vorhandene Population von Teichmuscheln wurde durch die Maßnahmen erhalten, und für Amphibien, Dreistachelige Stichlinge, eine Fischart, und die Zweigestreifte Quelljungfer, die zu den Libellen zählt, wurde deren „Wohnstube“ aufgebessert. Der Initiator Klaus Jung stellte das Projekt am 3. August der Presse vor.

Nach der Begrüßung durch Tine Meyer-Cords vom NABU Oberberg gab Jung einen chronologischen Rückblick auf die durchgeführten Maßnahmen.

Initiator Klaus Jung stellt die Maßnahmen vor (cbuchen)
Initiator Klaus Jung stellt die Maßnahmen vor (cbuchen)

Ihm wurde 2020 bekannt, dass ein Morsbacher Unternehmer die aufgegebenen Fischteiche erworben hatte mit dem Ziel, dort wieder Fische zu züchten. Klaus Jung konnte ihn aber davon überzeugen, die rund 1.000 Quadratmeter große Fläche in einen naturnahen Lebensraum für Tiere und Pflanzen umzuwandeln und sogar aufzuwerten. Fortan hieß das Ziel also: Amphibien-Laichgewässer statt Fischzucht-Anlage.

Um die Maßnahme zu finanzieren, stellte der NABU Oberberg bei der Bezirksregierung Köln einen Antrag auf Zuwendung aus dem ELER-Programm der EU und des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Antrag war zuvor in Zusammenarbeit mit der Unteren Wasserbehörde und der Unteren Naturschutzbehörde des Oberbergischen Kreises, dem Aggerverband sowie der Biologischen Station Oberberg detailliert ausgearbeitet worden.

 

Ende 2022 traf der Zuwendungsbescheid der Bezirksregierung beim NABU über rund 78.000,00 Euro ein, wobei EU und das Land davon 90% übernehmen. 10% musste der NABU aufbringen. Im Januar und Februar 2023 wurden dann die vielfältigen Maßnahmen durch eine Tiefbaufirma erfolgreich umgesetzt.

(v.l.n.r.): Tatjana Greßler (Biologische Station Oberberg), Tine Meyer-Cords (NABU), Silke Leuchtenberg (Aggerverband), U.Hoffmann (NABU) V. Scheffels v Scheidt (OBK), Klaus Jung u.Chr. Buchen (NABU)(hgbuchen)
(v.l.n.r.): Tatjana Greßler (Biologische Station Oberberg), Tine Meyer-Cords (NABU), Silke Leuchtenberg (Aggerverband), U.Hoffmann (NABU) V. Scheffels v Scheidt (OBK), Klaus Jung u.Chr. Buchen (NABU)(hgbuchen)

Der obere Teich erhielt ein neues Einlaufbauwerk mit Schiebern, um den Wasserstand regulieren zu können. Außerdem wurde zwischen dem dort dominierenden Schilfröhricht eine tiefere Stelle als Laichgewässer ausgebaggert. Der mittlere Teich wird jetzt, nach dem Rückbau der Verrohrung, von einem natürlichen Dammüberlauf des oberen Teiches gespeist. 

Anders, als geplant, wurde bei dem mittleren Teich der alte Holzverbau belassen, um das seltene Vorkommen der Gemeinen Teichmuschel, wissenschaftlich Anodonta anatina, nicht zu schädigen. Auch gibt es dort, wie eine Testbefischung ergeben hat, eine stabile Population des Dreistacheligen Stichlings, der als Wirtsfisch der Muschellarven gilt. Der Wasserkörper dieses Teiches ist mit 1,30 m Tiefe noch weitgehend intakt. 

Auch in den unteren Teich mit üppigem Pflanzenbewuchs fließt jetzt das Wasser über einen neu geschaffenen natürlichen Überlauf. In diesem Teich wurde der Uferverbau mit Holz, Stahl und Beton komplett beseitigt und die unteren Dämme um die Hälfte abgetragen. Die Wassertiefe beträgt jetzt hier nur noch 60 cm, und das überschüssige Wasser fließt über einen natürlichen Überlauf zurück in den Hummenbach. 

Schließlich hatte der Hummenbach, der an den drei Teichen vorbei fließt, die Dämme bei Hochwasser stellenweise unterhöhlt. Hier wurde das Bachufer unter Assistenz des Aggerverbandes mit großen Wasserbausteinen befestigt. Außerdem wurde ein Stau im Hummenbach beseitigt und das Bachbett neu moduliert, so dass jetzt eine Fischsteige entstanden ist. Hier kommt auch die seltene Zweigestreifte Quelljungfer, eine Libellenart vor. 

Christoph Buchen, NABU-Vorsitzender in Morsbach, freute sich über das gelungene Projekt. „Gelungen, weil alle, Behörden, Verbände sowie der ehrenamtlicher Naturschutz, an einem Strang gezogen haben, und auch gelungen, weil der Eigentümer mitzog und die Natur als Gewinner hervorging“ meinte Buchen. Er dankte ausdrücklich Klaus Jung für seine Initiative und die Bauleitung sowie Uwe Hoffmann vom NABU Oberberg für die Koordinierung.

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