· 

Die Äschen sind wieder da!

F. Meyer; Engelskirchen,

Die Äsche kam in der Oberen Agger ab dem Wehr Ehreshoven I nur in einem Restbestand in der Strecke um das Engelskirchener Rathaus vor. Die Hoffnung war, dass sich durch die Niederlegung des Staus Ohl-Grünscheid im Herbst 2019 und damit der Bildung eines geeigneten Äschenhabitats der Lebensraum der Äsche wieder vergrößern würde. Da bislang durch die Landesanstalt für Natur-, Umwelt-, und Verbraucherschutz NRW in diesem wieder Fluss gewordenen Gebiet keine Elektrobefischungen durchgeführt wurden, schaffte sich die NABU-Ortsgruppe Engelskirchen eine Unterwasserkamera an. Aktive von NABU und BUND konnten damit Äschen an Stellen aufnehmen, die Marek, ein Fliegenfischer, der zufällig auch anwesend war, aus Erfahrung kannte. Er hatte als Gastangler unterhalb des Wehres Ohl-Grünscheid schon mehrere Äschen bis zu einer Größe von 25 cm gefangen, einige auch fotografiert und sie behutsam wieder zurückgesetzt. Die Äsche ist in NRW ganzjährig geschützt. Sie steht im Bergischen Land auf der Vorwarnliste der Roten LIste NRW und ist in der Kategorie "gefährdet" eingeordnet.

Lauf der Agger (meyer)
Lauf der Agger (meyer)

Der Nachweis der Äsche durch Erscheinen auf dem Monitor der Unterwasserkamera löste allgemeine Freude aus. Die Agger in Engelskirchen gehört zu der sogenannten Äschenregion. Die Äsche braucht Wandermöglichkeiten und einen vielfältig strukturierten Fluss, sonst ist sie leichte Beute des Kormorans. Diese Voraussetzungen wurden durch die frei fließende Agger im Gebiet der niedergelegten Stauanlage geschaffen. Vom Wehr Haus Ley in Ründeroth bis zum Stau Ehreshoven I in Engelskirchen Loope hat die Äsche jetzt wieder ihren Lebensraum.

 

Die Stauanlage Ohl-Grünscheid ist bereits Naturschutzgebiet. Ein Grund dafür ist die Weichholzaue unterhalb der Siedlung Engelskirchen Steeg auf der südlichen Seite der Agger. Diese Aue konnte sich durch die Stauabsenkung in Richtung Loope erweitern. Gleichzeitig entstand auf der nördlichen Seite eine neue Aue mit reichhaltiger Vegetation (Bilder im Anhang).

 

 Neugebildete Aue auf der Nordseite der Agger am niedergelegten Stau Ohl-Grünscheid (meyer)
Neugebildete Aue auf der Nordseite der Agger am niedergelegten Stau Ohl-Grünscheid (meyer)

Aktuell hat die Bundesregierung mit ihrem "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" finanzielle Mittel für die Renaturierung von Auen bereitgestellt. Die Renaturierung des niedergelassenen Staus Ohl-Grünscheid ist prädestiniert für eine solche Maßnahme. Eine Aue, die Kohlendioxyd speichert und Biodiversität fördert ist wertvoller als ein Stau für die Nutzung der Wasserkraft, der Methan produziert, erst recht, wenn wieder angestaut würde und durch die dann verfaulende Vegetation, die sich zwischenzeitlich gebildet hat, unter Wasser massenhaft Methan entstehen würde.

Dass sich die Aue seit der Niederlegung im Herbst 2019 so prächtig entwickeln konnte, liegt daran, dass das alte marode Wehr zwischenzeitlich zwar erneuert wurde, aber nicht geschlossen werden darf. Die Inbetriebnahme ist abhängig vom Abschluss der Sicherheitsüberprüfung, die auch die Berechnung eines Niederschlag-Abfluss-Modells verlangt. Mit dieser Modellberechnung sämtlicher Wasserströme im Aggereinzugsgebiet, inklusive in der Kanalisation, soll u.a. prognostiziert werden, was im Falle von Starkregenereignissen, wie vor zwei Jahren an der Ahr und der Erft, mit der Stauanlage passieren würde. Diese Berechnung ist kompliziert, ihre Fertigstellung zieht sich seit Jahren hin. Unabhängig von dem Ergebnis dieser Modellrechnung sollte in jedem Fall kein Wiederaufstau erfolgen. Dieser würde nämlich die Renaturierung, den entstandenen Auwald, den Lebensraum der Äsche und anderer aquatischen Lebewesen und die jetzt endlich vorhandene Durchgängigkeit wieder zerstören.