Ist das ehemalige Munitionsdepot Wildberg naturschutzwürdig? – Die Karten liegen seit Jahren auf dem Tisch!
Fast sofort nach Bekanntwerden der Forensik-Pläne im ehemaligen Luftwaffen-Depot Wildberg wurde das Depotgelände in Leserbriefen und Eingaben an Redaktionen und Ministerien als ökologisches El Dorado hingestellt, in dem zahlreiche vom Aussterben bedrohte Tiere leben. Vielen Beobachtern wird diese plötzliche Entdeckung eines Naturparadieses spanisch vorgekommen sein, weil sie so passend kommt.
Dass die betroffenen Bürger das Vorhaben ablehnen, ist verständlich. Aber alle sollten auf einer belegbaren fachlichen Grundlage diskutieren. Und da der NABU nun von verschiedener Seite als Zeuge benannt wird, möchten wir unsere Einschätzung darlegen, zumal wir das Gelände schon im Sommer 2006 recht intensiv begutachtet haben.
Kleine Hufeisennasen (eine Fledermausart), Haubenlerche und Steinkauz leben sicher nicht im Depotgelände. Luchs, Wildkatze, Baummarder, Sperlingskauz und seltene Orchideen wollen wir nicht kategorisch ausschließen, sind aber sehr vorsichtig in der Beurteilung! Denn wir haben schon vor Jahrzehnten gelernt, dass nur derjenige Gegner eines Projektes ernst genommen wird, der gute Fakten nennen kann. Daher wünschen wir uns eine Debatte auf fachlichem Niveau über die Schutzwürdigkeit des ehemaligen Depotgeländes. Dazu wollen wir mit unseren Argumenten beitragen:
1.) Das Depot wurde in den Zeiten des Kalten Krieges angelegt. Damals war die Natur wenig wert und die Landesverteidigung stand über allen anderen Belangen. Heute sind die Bunker und Hallen im Depotgelände wertlos. Ein Schaden in der Landschaft, der wieder gut gemacht werden sollte. Leider hat – außer dem BUND und dem NABU – seit 2004 keiner darauf hingewiesen! Die Bebauung des Waldes, ob sie nun damals gerechtfertigt war oder nicht, ist heute kein Grund mehr an irgendeiner Nutzung des Geländes festzuhalten oder auf welchen Investor auch immer zu warten. Alle Planungsträger: Bund, Land, Kreis und Gemeinde müssen sich vorwerfen lassen den Landschaftsschaden seit 2004 in Kauf genommen zu haben, ohne an einen Rückbau der nutzlosen Bunker und maroden Hallen zu denken. 2.) Im und um das Depot liegen Vorkommen bedrohter Tierarten. An erster Stelle nennen wir die Fledermausart Großes Mausohr, das hier das einzige bekannte Paarungsgebiet des Bergischen Landes hat. Weibchen des Großen Mausohrs fliegen im Herbst von weit her auf die „Siefener Höhe“, um sich dort vor der Überwinterung mit Männchen zu paaren. Über 30 Mausohr-Fledermäuse wurden hier bereits gleichzeitig nachgewiesen. Darunter auch ein Weibchen aus dem Marburger Raum, das 7 Jahre lang zur Paarung in den Reichshof kam, um danach in einem Morsbacher Stollen zu überwintern. Das Paarungsgebiet hat für diese Fledermausart also eine überregionale Bedeutung, die auch in der Fachliteratur belegt ist! Ein Klinikbetrieb würde – vor allen Dingen wegen der Beleuchtung - die Waldbereiche, die den Fledermäusen als Lebensraum dienen, entwerten. Das Große Mausohr ist bekannt dafür, dass es beleuchtete Bereiche meidet und wir erwarten eine deutlich stärkere Beleuchtung des Klinikbereiches, als dies zu Bundeswehr-Zeiten der Fall war. Aus Sicht des NABU wäre ein Luxushotel also genau so schlimm wie eine Forensik-Klinik: Lärm, Verkehr von Menschen und Fahrzeugen, vor allen Dingen aber das Licht stellen eine Bedrohung für die Fledermäuse dar, die sich von weit her hier sammeln. Hinzu kommt, dass militärische Flächen ebenso zurückgebaut werden müssen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, wie dies auch jeder Privatmann außerhalb der Siedlungen mit seinem Gebäude auch machen muss. Dies nicht schon seit 7 Jahren eingefordert zu haben, sollten sich Verwaltungen und Lokalpolitik ins Stammbuch schreiben. Die Naturschutzverbände NABU und BUND haben schon am 20.2.2005 eine einstweilige Unterschutzstellung des Depotgeländes als Naturschutzgebiet bei der Bezirksregierung Köln beantragt. Auch für den Landschaftsplan des oberbergischen Kreises haben wir im Februar 2012 die Flächen wegen des Mausohr-Vorkommens als Schutzgebiet bei der Kreisverwaltung beantragt. Die Karten des Naturschutzes liegen also seit 2005 auf dem Tisch! Und sie sind glaubhaft und belegbar.