Stellungnahme K28n in Waldbröl

Die oberbergische Kreisbauernschaft, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) haben fristgerecht am 14.9.2015 ihre gemeinsame Stellungnahme zum Linienabstimmungsverfahren für den geplanten Neubau der K 28n bei der Stadt Waldbröl abgegeben. Der Oberbergische Kreis plant den Bau einer 2,5 km langen und 8 m breiten Straße plus Radweg vom Ende der heutigen K 28alt bei Romberg bis auf die B 478 bei Ruh. Dagegen erheben Naturschützer und Landwirte Protest aus ökologischer und landwirtschaftlicher Sicht.

Betroffener Landwirt Ernst Jung mit seiner Kuhherde im Bereich der möglichen Trasse. (Foto: Kreisbauernschaft)
Betroffener Landwirt Ernst Jung mit seiner Kuhherde im Bereich der möglichen Trasse. (Foto: Kreisbauernschaft)

„Dass Bauern und Naturschützer gemeinsam eine Stellungnahme abgeben, hat es sicher auch noch nicht oft gegeben, aber bei so einer Planung müssen wir auch für unsere gemeinsamen Interessen eintreten – und zwar ganz deutlich“, sagt Helmut Dresbach von der Kreisbauernschaft Oberberg. „So einen Flächenfraß mit einem hohen Anteil dauerhafter Versiegelung können wir uns einfach nicht mehr leisten!“ 70 bis 80 ha sollen dem geplanten Bau der K 28 zum Opfer fallen. Darunter auch ökologisch wertvolle Flächen wie die Auen von Waldbröl-, Bohlenhagener- und Hahner Bach. Die geplante K 28n würde Landwirte von ihren Wirtschaftsflächen trennen und so letztlich die Kulturlandschaft gefährden. Schließlich würde eine K 28n die bislang unzerschnittene Erholungslandschaft zwischen Romberg, Bohlenhagen und Ruh für Erholungssuchende völlig entwerten und die Anwohner dieser Orte und des westlichen Waldbröler Stadtrands verlärmen.

„Das sind alles schwere Beeinträchtigungen, denen kein ernsthafter Nutzen durch die K 28n gegenübersteht!“ sagt Friedrich Schöbel vom BUND Oberberg. „Bei sinkenden Verkehrszahlen und auch im Hinblick auf die Auswirkungen des demografischen Wandels sollte man jetzt keine neuen Straßen bauen!“ Die richtige Betrachtung des in der Zukunft zu erwartenden Gesamtverkehrs ist deshalb von besonderer Bedeutung. Von 2000 bis 2010 sind die Verkehre auf der B 478 bei Rossenbach von 7.906 Kfz/24h auf 7.259 gesunken. Und der Schwerlastverkehr von 480 Fahrzeugen/24h auf 310. „Es ist ja kein Zufall, dass die B 256n-Ortsumgehung aus dem nächsten Bundesverkehrswegeplan gestrichen wird.“ so Friedrich Schöbel vom BUND.

Nachhaltige Rinderbeweidung im Hahner Bachtal. (Foto: NABU Oberberg)
Nachhaltige Rinderbeweidung im Hahner Bachtal. (Foto: NABU Oberberg)

Verwundert sind Naturschützer und Landwirte über die Abweichungen der Verkehrs­zählungen aus 2010. Die Planunterlagen für den Neubau der K 28n legen Verkehrsdaten zugrunde, die deutlich (bei Schwerlastverkehr um + 64 %) von den Durchschnittsdaten der automatischen Zählung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) für 2010 abweichen. „Das wird doch sicher ganz rasch aufgeklärt von den Planern, oder?“ meint Michael Gerhard vom NABU Oberberg. „Es kann ja wohl nicht sein, dass eine neue Kreisstraße für Zunahmen im Schwerverkehr von +28% geplant wird, während der Schwerlastverkehr tatsächlich stetig sinkt. Oder sagt eine 7-stündige Verkehrszählung am 10.6.2015 während der Sperrung der Homburger Straße mehr aus, als die ganzjährige Erfassung einer Bundesanstalt?“

Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) ermittelt die Verkehrsströme an ausgewählten automatischen Messstellen im deutschen Straßennetz. Eine dieser Messstellen liegt an der B 478 bei Rossenbach, also kurz vor dem westlichen Ortseingang Waldbröls. Dort wurde von der BAST 2010 ein Schwerlastverkehr von 310 Fahrzeugen/24h erhoben, aber die K 28n-Verkehrsuntersuchung weist für das Jahr 2010 bei Ruh, nur etwa 1 km von Rossenbach entfernt, schon 510 Schwerlast-Fahrzeuge/24h aus – ein unerklärlicher Zuwachs des Schwerlastverkehrs, der in die Verkehrsuntersuchung eingeht, die nun als Beleg für die Notwenigkeit einer K 28n herhalten soll! Was stimmt nun, die Jahresdaten der BAST oder die 7 Stunden-Verkehrszählung?

Die Verkehrszählung, auf der die K 28n-Planung gründet, fand zudem an einem ungünstigen Zeitpunkt statt, weil an dem Tag mit der Homburger Straße / L 38 eine wichtige Zufahrtsstraße nach Waldbröl gesperrt war. Dieses Manko gibt die Verkehrsuntersuchung auch zu, zieht aber keine Konsequenzen daraus. Derartig ermittelte Verkehrszahlen halten Naturschützer und Landwirte für eine untaugliche Datenbasis. Aufgrund solcher Daten lässt sich keine belastbare Entscheidung treffen.

Landwirte und Naturschützer erwarten jetzt vom Kreistag eine vernünftige Abwägung. Der Kreistag entscheidet wohl noch dieses Jahr über die Planung. „Dann sollte beachtet werden, dass in Waldbröl derzeit viel Geld in eine Neuregelung des Verkehrs gesteckt wird – Millionen von Bund und Land in den Boxbergkreisel. Und mit der Einbahnstraßen-Regelung und den diversen Kreisverkehren an der B 256 ist auch schon viel investiert worden. Man sollte jetzt besser erst mal abwarten, was das bringt, statt überstürzt und ohne irgendwelche ernsthaften Daten neue Straßen festzuzurren, die wieder nur sehr viel Geld kosten.“ Da sind sich Schöbel, Gerhard und Dresbach einig.