NRW braucht zukunftsweisendes, ökologisches Jagdgesetz

NABU Landesvorstand und NRW-Umweltminister Remmel
NABU Landesvorstand und NRW-Umweltminister Remmel

NABU tagte in Gummersbach und diskutierte die zukünftige Jagdposition

Rund 250 Delegierte aus 52 nordrhein-westfälischen Kreis- und Stadtverbänden des NABU NRW trafen sich am Sonntag in Gummersbach zur jährlichen Landesvertreterversammlung und begrüßten unter anderem Umweltminister Johannes Remmel. Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU-Landesverbandes lobte die rot-grüne Landesregierung noch einmal ausdrücklich für den aus Naturschutzsicht grundsätzlich gelungenen Koalitionsvertrag. „Die Weichen für eine zukunftsfähige Natur- und Umweltschutzpolitik sind damit richtig gestellt“, so Tumbrinck. Der NABU erwarte nun aber auch die Umsetzung einiger bereits seit längerem angekündigter Schritte, wie die Verabschiedung einer Biodiversitätsstrategie, die Novellierung des Landesnaturschutz- und des Landesjagdgesetzes.

Vorstand und Bundesdelegierte  des NABU NRW
Vorstand und Bundesdelegierte des NABU NRW

Insbesondere forderte der NABU die zügige Novellierung des Landesjagdgesetzes.  Die Jagd in ihrer heutigen Form werde vom Naturschutz, vom Tierschutz und großen Teilen der Öffentlichkeit zunehmend kritisch gesehen. Sowohl bestimmte Formen der Jagdpraxis als auch derzeit gültige jagdrechtliche Bestimmungen seien nicht mehr zeitgemäß, weil sie ökologische und ethische Gesichtspunkte nur ungenügend berücksichtigen. „Eine Neuorientierung der Jagd, insbesondere im Hinblick auf den Schutz der biologischen Vielfalt, der Einhaltung ethischer Normen und der Berücksichtigung des Tierschutzes ist daher dringend erforderlich“, erklärte der NABU-Landesvorsitzende.

Dabei müsse insbesondere auch das Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR) vom Juni dieses Jahres berücksichtigt werden. Hier erwarte der NABU von der Landesregierung, dass sie Grundeigentümern zukünftig die Möglichkeit einräume, in einem einfachen Verfahren Eigentumsflächen als Jagdruhezonen ausweisen zu lassen oder Einschränkungen der Jagd als Mitglied einer Jagdgenossenschaft zu erwirken.

Als thematische Dauerbrenner beschäftigte die Delegierten auch in diesem Jahr wieder die Artenschutz- und Erneuerbare Energienpolitik des Landes. Erneut forderte die NABU-Vollversammlung Umweltminister Remmel auf, den  Fokus der nordrhein-westfälischen Natur- und Umweltschutzpolitik deutlich auf den Erhalt der heimischen Artenvielfalt zu legen. Ein flächendeckender Schutz der Artenvielfalt – wie es erklärtes Ziel des Umweltministeriums sei – ließe sich nicht erreichen, wenn man auf der anderen Seite den Schutzstatus der letzten Rückzugsflächen schwäche und beim Ausbau der Erneuerbaren das Augenmaß verliere.

So müsse das Land dafür Sorge tragen, dass Naturschutzgebiete als letzte Rückzugsorte für bedrohte Tiere und Pflanzen, in ihrer Funktion für den Artenschutz nicht durch Änderung von Naturschutzgebietsverordnungen geschwächt würden. Auch die lange angekündigte Biodiversitätsstrategie müsse nun endlich auf den Weg gebracht werden. Sie dürfe aber nicht nur  Ziele formulieren, sondern müsse auch Finanzierung und Umsetzung der Maßnahmen klar regeln.

Insbesondere beim  Ausbau der erneuerbaren Energien dürfe der Schutz der Biodiversität nicht vernachlässigt werden. Nach Inkrafttreten des Windenergieerlasses in NRW habe die Ausbauplanung der
Windkraft stark zugenommen. Das habe bei Windkraftbetreibern massive Begehrlichkeiten auch für Standorte geweckt, die dem Natur- und Artenschutz vorbehalten sein sollten. Zudem führe die unge-bremste Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzfläche zur Gewinnung von Biomasse für die Ener-

gieerzeugung zu dramatischen Verlusten von Lebensräumen und bedrohten Arten. Um den überschießenden Maisanbau einzudämmen, forderten die Delegierten Umweltminister Remmel auf, zügig eine Mais-Verordnung in Kraft zu setzen. Grundsätzlich sei, eine  Konsensfindung zum Ausbau der erneuerbaren Energien  in den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen und Rückschritte in puncto Biodiversität hinter die Vorgaben des Windenergieerlasses zu verhindern.

Verbandsintern gab es einige Erfolge zu vermelden: Der NABU NRW konnte seine Mitgliederzahl im vergangenen Jahr unter dem Strich um über 3800 Mitglieder steigern. Der NABU zählte demnach zum Jahresende 62.673 Mitglieder. Und dieser Trend halte weiter an. Aktuell gäbe es bereits über 65.000 NABU-Mitglieder. Mit viel Engagement und Herzblut waren die NABU-Gruppen auch in diesem Jahr wieder für die Schwalben aktiv. Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe 2012 „Schwalbenfreundliches Haus“ des NABU NRW wurden bisher rund 600 Plaketten für eine Auszeichnung verschickt. Auch im dritten Jahr ist die Aktion damit ein voller Erfolg.

 Erfreulich sei auch die weitere Entwicklung der NABU-Stiftung Naturerbe NRW verlaufen. So wuchs das Vermögen auf 580.502 Euro zum Jahresende 2011 an, über 12.000 Euro kamen als Förderleistung der Natur und Umwelt zugute. „Fast wichtiger noch als der finanzielle Zuwachs ist die Tatsache, dass zwei neue Naturschutzfonds unter dem Dach der Stiftung gegründet wurden und von der gemeinsamen Geldanlage und Verwaltung profitieren“, so Bernhard Kamp, Geschäftsführer des NABU NRW weiter. Neu hinzu kamen im Jahr 2011 der regionale Fonds der NABU-Gruppe Recklinghausen sowie erstmals ein von einer Privatperson gegründeter Stiftungsfonds, der die Umweltbildung von Kindern fördert. Insgesamt werden nun 19 Fonds unter dem Dach der Stiftung geführt.